Neue Zürcher Zeitung vom 07.03.2001
"Ein Ärgernis" nennt Jürgen Ritte dieses Buch, das die Totalitarismusdebatte
in Deutschland und Frankreich untersucht und dabei von verschiedenartigen
politischen Blindheiten beider Seiten ausgeht. Auch wenn er bei
einem solch umfangreichen Thema die Notwendigkeit von "Verknappungen
und Zuspitzungen" durchaus eingesteht, ist er empört über etliche
inhaltliche Fehler - der Goethepreis ist nicht der Friedenspreis
des deutschen Buchhandels - und bezichtigt die Autorin implizit
sogar der üblen Nachrede Thomas Manns. Ackermann "fälsche Zitate",
habe eine "abenteuerliche Argumentation" und sei obendrein nicht
zur korrekten Anwendung der Grammatik fähig. In der deutsch-französischen
Betrachtung weist Ritte ihr Tatsachenfälschung nach, wohl damit
sie ihren Argumentationsstrang beibehalten kann. Hinter diesen
"Unschärfen" macht der Rezensent eine Strategie aus, nach der
das Buch "funktioniere". Abschließend wird bemerkt, dass die angestrebte
Studie über den Sündenfall zum Fallbeispiel eines solchen geworden
ist.
Süddeutsche Zeitung vom 20.01.2001
Sylvia Schütz befasst sich eingehend mit der Untersuchung, die
die unterschiedlichen politischen Ansichten von Intellektuellen
in Deutschland und Frankreich beleuchtet, wobei sie den Hauptschwerpunkt
des Textes in der Auseinandersetzung der Intellektuellen mit dem
Faschismus und dem Kommunismus sieht. Die Rezensentin ermittelt
als maßgebliches Quellenmaterial für die Studie die Diskussion
von Ereignissen in Osteuropa in den wichtigsten "linksliberalen
deutschen und französischen Zeitungen und Zeitschriften". Die
Autorin - Politikwissenschaftlerin und Publizistin - mache deutlich,
woraus die unterschiedliche Einstellung vor allem zum Kommunismus
resultiert. Die Studie ist ein "Plädoyer für kritische Selbstreflexion
und für die bewusste Wahrnehmung interkultureller Differenzen",
meint die Rezensentin, die den Ergebnissen der Autorin insgesamt
zuzustimmen scheint, ohne dies explizit auszusprechen.
Frankfurter Rundschau vom 06.12.2000 Literaturbeilage
Was Martina Meister Ulrike Ackermann "Sündenfall der Intellektuellen"
hält, macht sie schon im ersten Satz ihrer Besprechung deutlich.
Für sie ist es eine oberflächliche, einseitige Abrechnung mit
den linken Intellektuellen der Bundesrepublik im zweigeteilten
Deutschland. Auch wenn Meister der Rezensentin darin zustimmt,
dass die Linke den Terror der kommunistischen Staaten oft nicht
wahrnehmen wollte, und eine Auseinandersetzung mit dieser Blindheit
für so wünschenswert hält wie die Autorin, empfindet sie Ackermanns
Darstellung dennoch als unseriös. Meister zeigt auf, wie die Autorin
die Entwicklung der französischen Intellektuellen als eine Art
spiegelverkehrt verlaufende ausweist, um so ihr Urteil über die
Intellektuellen der Bundesrepublik noch stärker zu akzentuieren.
Die französischen Linksintellektuellen hätten nämlich spätestens
mit der Veröffentlichung des "Archipel Gulag" dem Kommunismus
abgeschworen. Meister gibt ihr Recht, bemängelt jedoch, dass Ackermann
vor allem bei der Auseinandersetzung mit den Totalitarismus-Diskussionen
in Deutschland die Prämissen ihrer These nicht darlegt.
Die Zeit vom 16.11.2000 Literaturbeilage
Eher gelangweilt als empört schreibt Rudolf Walther einen ordentlichen
Veriss über Ulrike Ackermanns Buch, in dessen Mittelpunkt für
ihn die "Kontinuität des Antitotalitarismus zwischen 1950 und
2000 und die Reaktionsmuster deutscher und französischer Intellektueller
auf die `totalitäre Versuchung` (Ackermann) stehen. Ausgangspunkt
für die Kontinuitätsthese ist der "Kongress für kulturelle Freiheit"
von 1950, auf dem sich die Antikommunisten unter den Schriftstellern
zusammenfanden. Die Geschichte ihrer Publikationsorgane wird von
Ackermann höchst unvollständig recherchiert, so Walther, lieber
schießt sie mit einem völlig ungeklärten Totalitarismusbegriff
gegen das "linksliberale Milieu". Das Buch ist für den Rezensenten
eine "Synthese aus der Festplatte."
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.08.2000
Fast uneingeschränktes Lob hat Jürg Altwegg für dieses Buch. Lediglich
den Titel findet er "abgenutzt" und vor allem "missverständlich".
Den Ackermann erzähle nicht von den "unverbesserlichen Altlinken",
die den Kommunismus heute noch verteidigen, sondern von den Intellektuellen,
die den Stalinismus frühzeitig kritisiert haben. "Kernstück" des
Buchs sei die Geschichte des Kongresses für die Freiheit der Kultur,
den Melvin J. Lasky 1950 gründete. "Akribisch" beschreibe Ackermann
die Beiträge, die "Renegaten" wie Koestler, Silone, Aron oder
Camus leisteten. Es ist eine "verdiente , willkommene, notwendige
Rehabilitierung jener, die gegen die ideologische Blindheit immun
waren und gar nie an eine Paradies glaubten", lobt der Rezensent.
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